Die Monatswallfahrt nach Maria Puchheim, Diözese Linz, am 2. März 2024 stand ganz im Zeichen des Seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM. Der Regionalobere von Österreich, Pater Christoph Eisentraut CMM, wurde begleitet von Bruder Franziskus Pühringer CMM und Pater Bernhard Pagitsch CMM.
Pater Christoph Eisentraut CMM sagte in seiner Predigt vor den zahlreichen Pilgern folgendes: “Jeder Mensch erlebt Leid auf eine einzigartige Weise. Und doch kann uns inspirieren, wie andere Menschen mit leidvollen Situationen umgegangen sind, ob sie daran zerbrochen oder gewachsen sind. So ist es auch beim Seligen Pater Engelmar Unzeitig. In den Briefen, die er aus dem Konzentrationslager Dachau senden durfte, können wir erkennen, wie er selber einen Sinn in seinem Leiden erkannt hat!
UNERSCHÜTTERLICHES GOTTVERTRAUEN
Noch aus der Haft in Linz schrieb er am 7.5.41: „Wir sind allezeit in Gottes Hand und er weiß alles zum Guten zu lenken.“ Am 27.7. nun schon aus Dachau: „Im Vertrauen auf Gott schauen wir in die Zukunft.“
Woher kommt dieses Gottvertrauen? Pater Engelmar bezieht sich einige Male auf einen Satz des Apostels Paulus aus dem Römerbrief (8,28): „Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.“ So schreibt er noch im Monat seiner Einlieferung ins KZ am Fest Peter und Paul 1941: „Uns alle stärkt der Gedanke, daß ohne den Willen Gottes nicht einmal ein Haar von unserem Haupte fällt und daß denen, die Gott lieben, oder sich wenigstens darum bemühen, alles zum Besten gereicht.“
Das Vertrauen in Gott konkretisiert sich bei P. Engelmar zum Vertrauen in den Willen Gottes, wie er sich auch in den Umständen des Lebens zeigt. So sagt er am 10.8.41: „Gott lenkt alles mit wunderbarer Weisheit. Wir wissen nur nicht sofort, wozu alles gut ist.“ Pater Engelmar ist also überzeugt, daß selbst die schreckliche Situation, in der er sich befindet, etwas Gutes hervorbringen kann.
CHRISTUS ÄHNLICHER WERDEN
Eine weitere Quelle, mit der Engelmar sein Leiden bewältigt, ist seine Sehnsucht, Christus immer ähnlicher zu werden.
Am 7.9.41 schreibt er: „Ich suche die Zeit hier so gut als möglich auszunützen für die seelisch religiöse und geistige Vervollkommnung.“ Am 25.1.42: „Ich hoffe auch hier für die Ewigkeit arbeiten zu können. Für Erfahrung und Anregung ist ja überall Gelegenheit und, um gleichsam ein zweiter Christus zu werden (wovon der hl. Paulus spricht), dazu ist ja ein weiter Weg.“
Engelmar sieht seine Versklavung im KZ Dachau wie eine Art von Exerzitien, daher von geistlichen Übungen. Er schreibt am 22.3.42: „Gott hat also den Walter (sein Deckname) in Exerzitien ganz eigener Art geführt, die der Größe und dem Ernst der Zeit entsprechen.“ Und kurz darauf, am 3.5.42 bestätigt er dies mit der Aussage, daß er und seine Mitgefangenen im KZ „von Gott selber in harter Schule gebildet werden.“
Aber Pater Engelmar ist nicht naiv. Er weiß um den Satz: Not lehrt beten, aber er kennt auch die Realität, daß Leid genauso zum Fluchen führen kann, zur Verzweiflung. So sagt er am 6.2.44: „Man denkt, Leid ist doch für gewöhnlich ein Führer zu Gott, aber man sieht, daß sehr schwere Heimsuchungen doch viele Laue auch zerbrechen.“
Drei Wochen bevor er sich am 11.2.45 freiwillig zum Dienst in den Typhusbaracken meldet, schreibt er am 14.1.45: „Wir dürfen ja nie vergessen, daß alles, was Gott schickt oder zulässt, alles zu unserem Besten gereichen wird. Es liegt nur an uns, daß wir alles benutzen zur Ehre Gottes und um den anderen Freude zu machen. Dann haben wir den größten Nutzen davon und das Leben wird erträglicher.“ Sogar die Leidenszeit im KZ wollte Engelmar nutzen, um Christus ähnlicher zu werden. Wir dürfen überzeugt sein, das war auch die Motivation mit der er sich freiwillig in den Typhusblock meldet. Es machte ihn Christus noch ähnlicher. So hat Engelmar seine „harte Schule“, seine „Exerzitien“ im KZ gut genutzt und damit seinem Leiden einen Sinn gegeben.
DIE GEGENWART GOTTES IN SEINEM HERZEN
Ein weiteres Element, wie Pater Engelmar sein Leiden spirituell bewältigt hat, wird deutlich in einem Brief vom 15.12.41: „Gott nimmt uns manches aus der Hand, was uns lieb und teuer war. Doch was geht über das Glück, Gott selbst in unserem Herzen zu wissen, der ja die Quelle aller Seligkeit und allen Friedens ist.“
Hier stoßen wir auf etwas ganz Wichtiges. Denn mit dieser Aussage stellt Engelmar fest, daß sein Glück nicht von den Umständen seines Lebens abhängt, so furchtbar diese sein mögen, sondern daß es aus seinem Herzen kommt, genauer von der Gegenwart Gottes in seinem Herzen.
Verwandt damit ist eine Äußerung am 20.5.42: „Wieviel Trost gibt uns doch das Wort der Schrift: die Leiden dieser Zeit sind gar nicht zu vergleichen mit der Himmelsseligkeit, die Gott denen bereitet hat, die ihn lieben und mit dem Frieden eines guten Gewissens.“ Die Himmelsseligkeit ist etwas Zukünftiges, von dem wir hin und wieder gleichsam „Kostproben“ erhalten. Aber der Friede des guten Gewissens ist etwas Gegenwärtiges. Er hilft Engelmar, sein Leid zu bewältigen.
STELLVERTRETENDE SÜHNE
Aber das ist noch nicht alles. Wir finden in seinen Briefen noch einen weiteren Gedankengang, mit dem Pater Engelmar seinem Leiden einen Sinn gibt. Schon am 13.7.41 schreibt er: „Beten und opfern wir weiter füreinander und für die Rettung der Menschheit in Christus.“ Gleich zweimal (am 11.1.42 und am 4.10.42) zitiert er ein der hl. Theresia von Lisieux zugeschriebenes Wort: „Im Übrigen tröstet mich sehr ein Wort der heiligen Theresia: Mit Worten kann man wohl Seelen unterrichten, retten kann man sie nur durch Leiden.“
Ein weiteres Beispiel vom 21.5.44: „Gott schenkt mir weiter das Leben, daß ich ihm näher komme und Buße tue für meine und der Mitmenschen Sünde.“ Und im nächsten Monat am 25.6.44 schreibt er: „Ach könnte ich doch durch grenzenlose Liebe und Sühne die entsetzliche Schuld der Menschen gut machen.“
Uns mit Gott versöhnen kann nur Christus. Wie geht es dann, dass Engelmar meint, er könne gleichsam wie Jesus stellvertretend Sühne tun für die Sünden anderer Menschen? Er deutet es an. Es geht um ein Zitat aus dem Kolosserbrief 1,24: »Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt«. Er schreibt unter Bezug auf dieses Wort am 8.3.42: „Es freut mich, daß Engelmar auch in seiner jetzigen Stellung manches Gutes tun kann, ja vielleicht das Größte in seinem Leben, daß er, wie Paulus sagt, ergänzen kann, was an den Leiden Christi noch mangelt.“ Und im gleichen Monat am 22.3.42: „Ich freue mich, daß ich unserem Herrn und Erlöser etwas helfen darf in der Rettung der Seelen.“
Wir haben in den Briefen des Seligen Pater Engelmar aus dem KZ Dachau ein wenig erkennen dürfen, wie er sein Leiden bewältigt hat: durch unerschütterliches Gottvertrauen, durch seinen Wunsch Christus immer ähnlicher zu werden, durch das Wahrnehmen der Gegenwart Gottes in seinem Herzen und durch seine Bereitschaft sein Leiden mit dem Leiden Christi zu vereinen zur Rettung der Seelen.”