Würzburg (POW/missio) Mit einem Festgottesdienst im Würzburger Dom haben das internationale katholische Hilfswerk „missio“ München und das Bistum Würzburg am 27. Oktober den „Sonntag der Weltmission“ gefeiert. Gemeinsam mit Gästen aus dem diesjährigen Partnerland Papua-Neuguinea schlossen der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung und “missio”-Präsident Monsignore Wolfgang Huber damit die mehrwöchigen Aktionen zum Monat der Weltmission 2024 ab.
Beim anschließenden Empfang im Burkardushaus wurde von „missio“ der diesjährige Pauline-Jaricot-Preis verliehen: Preisträgerin ist die Umweltaktivistin Rosa Koian, die sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Renaturierung von Korallenriffen und den Kampf gegen Plastikmüll einsetzt. „Ihr Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, für den Erhalt Ihrer wunderschönen ozeanischen Heimat macht anderen Mut. Sie zeigen uns, dass es sich lohnt, gerade angesichts von Herausforderungen, die uns ängstigen wie der Klimawandel, mutig und tatkräftig zu bleiben.“ Koian handle aus dem Glauben heraus und „dem festen Vertrauen darauf, dass wir nicht alleine sind“. Mit dem Pauline-Jaricot-Preis ehrt „missio“ jährlich starke Frauen weltweit für ihr Engagement für Gerechtigkeit und Menschenwürde.
In seiner Predigt griff Bischof Dr. Franz Jung das Evangelium von der Heilung des blinden Bartimäus auf und betonte, dass wie bei Bartimäus bei den Menschen in Papua-Neuguinea das Wissen um die Nähe Gottes die Sehnsucht nach Veränderung wachhalte. Als Jesus den Blinden am Wegesrand wahrnehme, geschehe etwas Neues: Die Menschen um ihn herum hielten inne und nähmen die Umwelt und die Mitmenschen neu wahr. Auch die Kirche weltweit sei aufgerufen, immer wieder stehenzubleiben und nicht am Ruf der Notleidenden vorüberzugehen. „Es kommt immer auf das gelebte Vorbild an. Wenn einer hinguckt, gucken die anderen plötzlich auch hin“, betonte der Bischof. Das Motto des Katholikentags 2026 in Würzburg gelte auch für die Menschen in Papua-Neuguinea: „Hab Mut, steh auf!“
Jesus frage den Blinden: „Was willst Du, dass ich Dir tue?“ Er nehme sein Gegenüber ernst. Auch im Blick auf die Kolonial- und Missionsgeschichte sei diese Frage sehr wichtig, weil vieles nur gut gemeint gewesen sei. Nur durch das Einbinden und Ernstnehmen der Menschen vor Ort werde Engagement nachhaltig und fruchtbar, betonte der Bischof.
Unter dem Leitwort „Meine Hoffnung, sie gilt dir“ (Ps 39,8) stand beim Monat der Weltmission in diesem Jahr die Solidarität mit den Christinnen und Christen im ozeanischen Papua-Neuguinea im Fokus. Knapp vier Wochen waren „missio“-Projektpartnerinnen und Projektpartner aus Papua-Neuguinea in den bayerischen (Erz-)Bistümern und in der Diözese Speyer unterwegs, um über die aktuelle Situation der Menschen dort zu berichten. Angesichts der drastischen Folgen des Klimawandels setzen sie sich für den Erhalt ihrer Heimat ein und machen sich für die Rechte von Frauen stark, denen nach wie vor vielfach gesellschaftliche Teilhabe verwehrt wird und die Gewalt erleiden.
Bischof Jung betonte, es gehe beim Sonntag der Weltmission auch um Fragen nach Bildungschancen und Teilhabegerechtigkeit, die in Papua-Neuguinea durch wirtschaftliche und soziale Probleme bedroht seien. „Die ökonomische wie die kulturelle Globalisierung stellen wiederum den Stellenwert der tradierten melanesischen Identität in Frage. Diese existenzielle Anfrage wird für die Völker Papua-Neuguineas, die seit Jahrtausenden mit der sie umgebenden Natur verbunden sind, durch die Klimakrise noch verstärkt. Und schließlich geht es um den Schutz der Frauen vor Diskriminierung und Gewalt.“ All diese Fragen seien auch den Menschen in Deutschland gestellt. „Wir lernen in diesem Monat der Weltmission einmal mehr, dass wir uns in unserem ‚gemeinsamen Haus’ nicht abgrenzen können von den Problemen der ‚anderen’.“
Herz-Jesu-Missionarin Schwester Daisy Anne Lisiana, Kommunikationschefin der katholischen Bischofskonferenz in Papua-Neuguinea, erklärte: „Frauen in Papua-Neuguinea haben – im Gegensatz zu Männern – immer noch deutlich weniger Chancen auf eine gute und selbstbestimmte Zukunft. Sie leiden unter starren Traditionen und Gewalt.“ Die katholische Kirche habe die Aufgabe, einen Bewusstseinswandel der Gesellschaft voranzubringen. Zum Einsatz der Kirche für die Frauen Papua-Neuguineas sagte Heilige-Theresa-Schwester Thecla Gamog, Präsidentin der Schutzhäuser für Frauen der katholischen Kirche in Papua-Neuguinea: „Unsere Regierung tut nichts für diese Frauen. Also tun wir es!“ Gewalt gegen Frauen zerstöre alles, auch Familien. „Aber eine gute Familie bildet die Grundlage für alles, auch für gute Bürger und ein zukunftsfähiges Land.“
Hier der Beitrag des BR zur Feier:
„missio“-Präsident Monsignore Wolfgang Huber hob hervor, dass Frauen auch in Papua-Neuguinea einen Großteil des Zusammenlebens in der Familie sowie in der Gemeinschaft gestalteten. „Kirchliches Leben wäre ohne ihren Einsatz undenkbar. Doch die Teilhabe an Entscheidungen in ihren Gemeinschaften wird ihnen oft verwehrt. Häufig erleiden sie Gewalt.“ Immer häufiger erschwere ihnen der fortschreitende Klimawandel die alltägliche Arbeit. „Unsere Partnerinnen und Partner stehen an der Seite derjenigen, deren Heimat durch den steigenden Meeresspiegel, die erodierenden Küsten und des schwindenden fruchtbaren Bodens bedroht sind.“