Ich habe eine freudige Nachricht für Sie. Sie haben die Stelle… Sie haben beste Aussichten auf Gesundung… Sie erwarten ein Kind… Millionen Menschen würden gerne hören: Der Krieg in der Ukraine ist zu Ende. Wir alle würden gerne hören: Corona ist besiegt. Wir können wieder normal leben.
Wir alle haben in unserem Leben guten Nachrichten gehört. Wir haben auch schon trauriges mitgeteilt bekommen. Leider hören wir oft das Gegenteil: Der Krieg in der Ukraine tobt immer noch in blutiger Weise weiter. Die jungen Menschen im Iran werden weiter brutal unterdrückt. Es sind sogar schon zwei Todesurteile vollstreckt worden. Es gäbe noch vieles aufzuzählen. Wie können wir da noch glücklich Weihnachten feiern?
WEIHNACHTEN EIN FEST DER GUTEN NACHRICHT
Trotz alledem, wenn ich die Lesungen und das Evangelium ernstnehme, dann ist Weihnachten das Fest der guten Nachricht: Evangelium – Frohe Botschaft. Gott kommt in unsere Welt hinein. Er kommt, um uns in Jesus zu zeigen, dass er uns unendlich liebt. Wir hören es feierlich ausgesprochen im Evangelium: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Jesus, der Sohn Gottes wurde Mensch und hat unser Leben von der Geburt bis hin zum Sterben begleitet. Karl Rahner hat einmal gesagt: „In Jesus hat Gott sein wichtigstes Wort gesprochen: Dieses Wort heißt: ich liebe dich, o Mensch.“
Was will Gott anderes, als dass unser Leben glücklich wird. Was will Gott anderes, als dass unser Leben bestimmt wird von Freude, von Hoffnung auf sein Wirken in dieser Welt, von Hoffnung, einmal in seiner Nähe endgültig glücklich zu sein. Was will Gott anderes, als dass wir n gelungenen Beziehungen und Freundschaften leben. Wenn ein Mensch dem anderen sagt: „Ich liebe dich!“, dann heißt da: Ich suche nach dem, was dir wohltut, was dir für dein Wachsen hilft, vor allem als Mensch.
Reichtum und Wohlergehen wird an manchen Stellen in der Bibel auch als Zeichen dafür angesehen, dass ein Mensch von Gott gesegnet ist. Dennoch: Gott liebt die Armen. Denn in Jesus ist Gott arm in die Welt gekommen. Er wurde in einer Krippe geboren. Wenn wir vor den schönen Krippen stehen und uns an ihnen freuen, wenn wir die Menschen bewundern, die diese Krippen aufgebaut haben, dann dürfen wir immer daran denken: Es war tiefste Armut. Jesus ist solidarisch mit all den Menschen, die in Not und Elend geboren sind. Es ist ein Zeichen für das, was Johannes sagt: „Er kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Denn einmal wird das irdische Leben von Jesus am Kreuz enden. Gerade die Frommen und die religiösen Führer seiner Zeit sind schuld daran. Doch am Ende werden wir feiern, dass Jesus auferstanden ist. Diese Botschaft ist im Grunde auch uns gesagt. Auch uns wird in Jesus das neue Leben geschenkt.
…TROTZ ALLEM DUNKEL
Wenn auch unser Leben viel Traurigkeit und Dunkel kennt – Weihnachten ist das Fest der guten Nachricht. Der Prophet Jesaja bringt heute seinen Hörern und Hörerinnen eine gute Nachricht. Das Leben des Volkes Israel war von Gefangenschaft bestimmt. Krieg und Zerstörung waren wichtige Erfahrungen im Laufe der Geschichte von Israel. Doch immer wieder wendete sich auch das Blatt. Durch politische Entscheidungen erlebte das Volk Erlösung. Friedensboten verkündeten den neuen Anfang. Die Wächter sehen: Gott zieht neu in Jerusalem ein. Wir können es so verstehen: Gott nimmt zu uns eine neue Beziehung auf. Menschen, deren Leben zerstört war, eingeschränkt war, die Trümmer Jerusalems spürten, sind durch Gottes Handeln aufgerichtet worden und haben neues Leben geschenkt bekommen.
Wir können fragen: Warum wendet sich bei uns nicht in vielem, was uns belastet, das Blatt? Wo sehen wir das Handeln von Gott? Was hilft es, wenn wir Weihnachten das Fest der Geburt Jesu, unseres Gottes feiern, wenn die Welt genauso schlecht und ungerecht ist wie vor 2000 Jahren. Für viele war auch in diesem Jahr Weihnachten mit mehr Arbeit verbunden. Gerade an Weihnachten, so hörte ich es vor ein paar Tagen im Wort zum Sonntag, spüren einsame Menschen ihre Einsamkeit sehr stark. Kein Krieg geht zu Ende, weil wir Weihnachten feiern.
FREUDENSBOTEN
Wenn auch die Welt und das Zusammenleben genauso aussieht wie eh und je, so gibt es sie doch: die Freudenboten. Es gibt sie die Menschen, die durch ihr Leben Licht bringen, die durch Wort und auch durch Tat zeigen: „Dein Gott ist König.“ Gott wird einst endgültig wiederkehren in unser Leben hinein. Wir haben es sicher auch schon hier und da erlebt: Situationen wendeten sich zum Besseren. Ein Schicksalsschlag konnte angenommen werden, ja er erwies sich sogar als gut für uns. Wir haben es vielleicht auch gespürt, wie sehr der Glaube an Gott hilft, wie sehr seine Worte eine Hoffnung machen. Im Advent wurde dazu das Licht als Zeichen benutzt: Das Licht ist stärker als die Dunkelheit. Ebenso besiegt das Gute das Böse. Wer versucht das Böse mit dem Bösen zu vergelten, steigert nur noch den Streit und den Hass.
Die Friedensboten, das können wir sein, die wir Weihnachten feiern. Gott ist uns Menschen nahe. Gott wurde Mensch, um zu uns eine Freundschaft aufzubauen. Wir können auch heute zu Gott eine Beziehung aufbauen, die von Liebe bestimmt ist. In jedem Menschen kann und will Gott uns nahe sein. Wir brauchen die Augen unseres Herzens, damit wir in all dem, was uns belastet und bedrückt sehen und spüren, dass Gott bei uns ist. Gott ist bei uns in jedem guten Wort, das wir hören oder auch selber sprechen. Gott ist bei uns in allem Guten, das wir erleben und das wir selber tun. Lassen wir diese Freude, diesen Jubel in uns wirken. Als Friedensboten tragen wir durch Wort und Tat weiter, was Gott uns an Weihnachten schenkt.
FREU DICH!
Frohe Weihnachten – heißt doch: Freue dich, dass in Jesus Gott Mensch wurde, dass Gott unser Leben teilt. Freue dich, dass er dir nahe ist, dir zur Seite steht, dich trägt, wenn du arm bist, wenn du leidest. Teile diese Freude weiter, sei Freudenbote, sei ein Zeuge dafür, dass in Jesus das Wort Fleisch wurde, dass in Jesus das Licht in diese Welt gekommen ist und dass Gott unsere Hoffnung ist.
(Text: Pater Jörg Thiemann CMM; Fotos: Pater Andreas. Rohring CMM)