Gottesdienst mit Bezug zu indigener Weisheit und Rassismus
Die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen steht in Anlehnung an einen Bibelvers aus dem Buch des Propheten Jesaja unter dem Motto „Tut Gutes! Sucht das Recht!“ und nimmt sich eines in den Kirchen zumeist noch tabuisierten Themas an: der Spaltung zwischen Kirchen aufgrund unterschiedlicher ethnischer Herkunft.
Mit einer Liturgie und Materialien, vorbereitet von einem international und interkulturell gemischten Team aus Minnesota (USA), laden Kirchengemeinden weltweit zu Gottesdiensten in der Woche zwischen dem 18. und 25. Januar ein. Der zentrale Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen findet in Deutschland am 22. Januar 2023 um 17.00 Uhr im Frankfurter Gemeindezentrum der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Frankfurt statt und wird live auf www.gebetswoche.de übertragen. Er wird gestaltet von Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), der ACK Hessen-Rheinhessen und der ACK Frankfurt. Die Predigt hält der Vorsitzende der ACK in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron.
Elemente indianischer Weisheit
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen Steine und Wasser. In der Weisheit der meisten amerikanischen Ureinwohner gelten Wasser und Steine als heilig. „Gleichzeitig spielen diese Elemente auch in den biblischen Texten des Alten und Neuen Testaments eine wichtige Rolle“, betont Pastor Jochen Wagner. Der freikirchliche Theologe hat für die ACK das Entstehen des Gottesdienstmaterials begleitet. „Bei der Verbindung zwischen Stein und Wasser im Kontext der Ureinwohner von Minnesota geht es darum, den Wert und die Bedeutung des Lebens zu verstehen“, erklärt Wagner und fügt hinzu: „Wasser ist Leben und Steine stehen für die Heiligkeit des Bodens, auf dem viele Generationen mit ihren Geschichten gestanden haben und die gegenwärtige Generation tragen. Die ganze Schöpfung ist von Gottes Geist erfüllt, darin sind wir alle miteinander verbunden.“
Der Liturgievorschlag empfiehlt weitere Elemente indigener und christlicher Tradition in Verbindung zu bringen, wie z.B. die Hymne des Volkes der Dakota „Wakantanka taku nitawa“ zu singen und mit thematisch passenden Psalmentexten zu flankieren.
Sehnsucht nach Überwindung von Spaltungen
In Minnesota gibt es seit Jahren Rassenunterschiede, deren Auswirkungen zu den prägendsten in ganz Amerika gehören. Die größte Massenhinrichtung in der Geschichte der USA fand 1862 in Minnesota im Gefolge des Kriegs zwischen den Vereinigten Staaten und dem indigenen Volk der Dakota (Sioux) statt. Auch die Ermordung des jungen Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 durch Derek Chauvin, einen Polizisten aus Minneapolis, geschah in Minnesota.
Die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe aus Minnesota hoffen, dass ihre persönlichen Erfahrungen des Rassismus und die damit verbundene Abwertung als Menschen Zeugnisse für Spaltungen innerhalb der Kirchen sind. Sie erzählen ihre Geschichten aus der tiefen inneren Sehnsucht heraus, dass in den Gemeinden Gottes Geschenk der Einheit verkörpert und gelebt wird und so die Spaltungen überwunden werden.
Sichtbarer Schritt in Richtung Einheit der Christen
Erstmals findet der zentrale Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in einer Freikirche statt. „Das zeigt, wie bunt und vielfältig der christliche Glaube in Deutschland ist“, freut sich David Schultze, gastgebender Pastor der FeG Frankfurt und fügt hinzu: „Es ist toll, dass wir auch in diesem Gottesdienst wieder die Verbundenheit der ACK mit der Evangelischen Allianz betonen und damit einen Schritt mehr in Richtung sichtbare Einheit der Kirchen gehen.“
Beteiligte aus bundesweiter Ökumene
Am Gottesdienst wirken mit:
- Vater Maurice Bassili, koptisch-orthodoxe Kirche St. Markus, Frankfurt am Main
- Pfarrerin Stefanie Bohn, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)
- Reverend Christopher Easthill (Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland), Vorstand der ACK in Deutschland
- Brigitte Görgen-Grether (Bistum Limburg), Vorsitzende der ACK Hessen-Rheinhessen
- Weihbischof Dr. Thomas Löhr, Bistum Limburg
- Randa Makari, Internationaler Konvent Frankfurt
- Erzpriester Radu Constantin Miron (Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland), Vorsitzender der ACK in Deutschland
- Bischof Harald Rückert (Evangelisch-methodistische Kirche), Vorstand der ACK in Deutschland
- Stellv. Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)
- Pfarrerin Dr. Annegreth Schilling (EKHN), Vorsitzende der ACK Frankfurt
- Dr. Reinhardt Schink, Vorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD)
- Pastor David Schultze, Freie evangelische Gemeinde Frankfurt (FeG)
- Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger (Bistum Hildesheim), Vorstand der ACK in Deutschland
- Roswitha Wagner, Gebärdendolmetscherin
Musik: Band der FeG Frankfurt und Jugendchor der französisch-reformierten Gemeinde Frankfurt, Leitung: Henoc Katshiete
Gestreamter Gottesdienst mit Gebärdenübersetzung und Grußwort Frankfurter Bürgermeisterin
Der zentrale Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen unter dem Motto „Tut Gutes! Sucht das Recht!“ wird am Sonntag, 22. Januar 2023, 17.00 Uhr, im Gemeindezentrum der Freien evangelischen Gemeinde Frankfurt, Oeder Weg 6, 60318 Frankfurt am Main, gefeiert. Die ACK in Deutschland, die ACK Hessen-Rheinhessen und die ACK Frankfurt laden gemeinsam mit der Stadt Frankfurt herzlich hierzu ein. An den Gottesdienst schließt sich ein Empfang an, bei dem Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg ein Grußwort sprechen wird. Die Anzahl der Plätze beim Empfang ist begrenzt. Deswegen wird bis zum 15. Januar 2022 um eine Anmeldung unter www.gebetswoche.de gebeten. Der Gottesdienst wird vor Ort in Gebärdensprache übersetzt und live auf www.gebetswoche.de gestreamt.