Gedanken zum Pfingstfest von Pater Jörg Thiemann CMM:
Als ich vor vielen Jahren in Rom war, konnte ich an vielen Orten Quellen entdecken. Aus diesen Quellen konnten sich die Menschen Trinkwasser holen – umsonst. Alle anderen Getränke musste man bezahlen. Sehr viele haben diese Möglichkeit genutzt. Wasser ist das, was wir zum Leben brauchen. Zum Großteil besteht der Mensch eben aus Wasser.
Das Wasser ist ein Bild für das Leben. Oft spielt in der Bibel das Wasser eine große Rolle. Im ersten Psalm, Psalm 1, preist den Menschen selig, der seine Freude hat an der Weisung des Herrn, der Tag und Nacht nachsinnt über seine Worte. Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist und seine Frucht bringt zur rechten Zeit.“ Gottes Wort schenkt Leben. Wie ein blühender Baum ein guter Baum ist, sich auf die Menschen auswirkt, indem er ihnen Früchte gibt, die sein Leben bereichern, so gelingt auch das Leben derer, die auf Gott bauen, die Früchte bringen, die ihre Mitmenschen weiterbringen. Dieser Baum strahlt Freude aus, Leben und Fülle.
Ich möchte jetzt auf einen nächsten Psalm zu sprechen kommen. Der Psalm 42 betet: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele Gott nach Dir…“ In unseren Breitengraden ist es kein Problem, unseren Durst zu stillen. Doch wie anders sieht es oft in ärmeren Ländern aus. So wie diese Menschen nach ausreichend Wasser verlangen, so tief ist unser Verlangen nach Gott. Dieses Bild vom „Lechzen nach frischem Wasser“ ist ein Bild für unsere Sehnsüchte, die Menschen in sich tragen. Tief im Innern spürt der Beter eine tiefe Sehnsucht nach Gott. Er spürt, dass seine Wünsche, seine Hoffnungen und Sehnsüchte ihre Erfüllung finden, wenn er auf Gott aufbaut. Dabei ist Gott wie eine Wasserquelle. Zu dieser darf ich hinkommen umsonst, ohne mir das verdienen zu müssen. Gott will mir das einfach schenken. Was sind denn die Sehnsüchte und Wünsch der meisten Menschen. Besitz, Erfolg, Anerkennung durch Mitmenschen. Wer das erreicht, dessen Leben scheint zu gelingen. Sie sind aber alle ein Ausdruck einer tiefen Sehnsucht, die in uns grundgelegt sind. Wir sehnen uns doch danach, unbedingt geliebt zu werden, wie wir sind. Wir sehnen uns nach einer Erfüllung, die nur Gott schenken kann.
Jesus ist dazu auf die Welt gekommen. Denn er wollte die Menschen zu Gott führen, der uns Leben und Erfüllung schenkt. Wenn Jesus sagt: „Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt…“ dann lädt er die Menschen und uns heute ein, das Leben bei ihm zu finden, denn seine Worte, seine Taten und seine Liebe sind die „Ströme des lebendigen Wassers“.
Diese Ströme sind der Geist, den alle empfangen sollen. Sie sind der Heilige Geist, der an Pfingsten auf seine Jünger herabkam. Der Heilige Geist machte aus ängstlichen Männern mutige Männer. An Pfingsten feiern wir, dass Gott den Aposteln das Leben im Geist schenkte. Es trieb sie an, Jesus aller Welt zu verkünden. An Pfingsten feiern wir, dass er seiner Kirche das Leben schenkt. Heilige Geist wirkt auch in den großen Taten, die durch Frauen und Männer geschehen, die sie von Gott führen und leiten lassen, die für ihn offen sind.
Doch wirkt der Heilige Geist auch im Unscheinbaren, in vielem, was selbstverständlich ist, in vielen Haltungen, die notwendig sind, das Reich Gottes aufzubauen. Paulus nennt in seinem Brief an die Galater Früchte des Geistes: „Liebe, Freundlichkeit, Geduld, Friede…“ Diese Früchte schenken Leben, tragen zum Frieden bei und dienen beim Aufbau des Reiches Gottes. So wie ein Baum, der an Wassern gepflanzt ist, Früchte bringt, so bringt jemand Früchte, der zu Jesus geht, der in Jesus die Quelle sieht, aus der er Leben empfängt.
Um den Heiligen Geist können wir auch beten. „Komm Schöpfer Geist…“ „Atme in mir Heiliger Geist…“
Der Heilige Geist, Gottes Wirken in der Welt, schenkt Leben. Diesen Geist können wir umsonst empfangen, wenn wir zur Quelle gehen, zu Gott.
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