Gedanken von Pater Jörg Thiemann CMM zum Fest Taufe des Herrn 2022: “Ich schätze einfach, dass die allermeisten von Ihnen als Kind getauft wurden. Die Eltern haben entschieden – unser Kind soll christlich erzogen werden. Es soll in die Gemeinschaft der Kirche hineinwachsen. Bei diesen Gedanken zeigt sich: Die Taufe, der Glaube ist zuerst ein Geschenk, ein Wirken Gottes zuerst. Wir müssen uns aber entscheiden, ob wir dieses Geschenk annehmen oder nicht.
Entscheidung – das ist das Stichwort. Im Evangelium haben wir es gehört. Menschen entscheiden sich, zu Johannes dem Täufer zu gehen. Ich stelle mir diese Menschen vor. Sie waren vielleicht mit ihrem Leben unzufrieden. Sie suchten nach mehr Sinn und Halt in ihrem Leben. Sie spürten – wir müssen unsere Wege ändern. Doch Johannes, der sie mit Wasser tauft und ihnen die Umkehrtaufe spendet, sagt eindeutig: Nach mir kommt einer, der größer ist als ich.
Ob die Menschen gespürt haben, dass dieser Mensch, vom dem Johannes spricht, mitten unter ihnen steht. Und er lässt sich taufen – wie alle anderen auch. Jesus ist da, wo sich ganz Wichtiges und Entscheidendes ereignet. Gott fängt eine neue Geschichte mit den Menschen, mit seinem Volke an. Ja, bei unserer eigenen Taufe fängt Gott seine Geschichte mit uns neu an.
Einmal müssen wir uns für Jesus entscheiden – ganz persönlich. Es lohnt sich: Jesus hat uns etwas zu bieten. Wir haben es gehört. Es ist der Heilige Geist. Es ist das Feuer. Beides gehört zusammen. Wenn wir diese kurze Szene anschauen, die uns heute erzählt wird, dann spüren wir: Jesus, schenkt weiter, was ihm in ganz persönlicher Weise, geschenkt wird: Es ist der Heilige Geist. Es sind die Worte: „Du bist mein geliebter Sohn!“ „Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Das waren die Worte des Bischofs bei der Firmung vieler. Die Firmung vollendet die Taufe. Wenn ein Mensch als Erwachsener getauft wird, dann bekommt er in der Regel die Taufe und die Firmung in einer Feier.
Was aber ist damit gemeint, dass Jesus uns mit heiligem Geist taufen wird? Ich verstehe „Heiliger Geist“ als die Kraft Gottes. Diese Kraft ist der Motor für unser Leben. Es ist die Kraft Gottes, die uns fähig macht zum Zeugnis für Jesus. Der kleine, aber sehr wichtige Zusatz „Während er betet“, zeigt da, wie wichtig das Beten für den Glauben ist. Wir bekommen Gottes Kraft, wenn wir wie Jesus beten, was immer für Sie auch Beten bedeutet. Beten – für den einen ist es die Stille Anbetung, für andere der Rosenkranz, für wieder andere das Brevier und für andere, dass er mit den Gedanken ständig bei Gott ist. Wir werden durchdrungen von dem, was Gott will, so wie Jesus von Willen seines Vaters erfüllt war. Dann werden wir von Gottlosigkeit und irdischen Begierden befreit, so wie es Paulus an Titus schrieb.
Jesus wird uns auch mit Feuer taufen. Jesus hat für seine Berufung, das Reich Gottes zu verkünden gebrannt. Er war ganz und gar erfüllt von der Liebe, die bis in den Tod für uns Menschen ging. Feuer kann auch eine Sache läutern. Wir müssen auch von so mancher Lebenseinstellung, von manchem falschen inneren Denken geläutert werden, wenn sie uns auf dem Weg zu Gott hindern. Das kann zuweilen auch schmerzlich sein. Vielleicht hilft dieses Feuer uns auch uns immer wieder innerlich zu erneuern im Heiligen Geist, wie es Paulus an Titus geschrieben hat.
Taufe – das bedeutet, dass wir uns immer wieder neu für Gott entscheiden, für das, was Gott uns schenken will. Entscheiden wir uns für das, was Gott uns schenken will, seinen Geist, sein Feuer, seine Liebe, die auch uns zusagt: Du bist Gottes geliebte Tochter/ geliebter Sohn.”