Adveniat eröffnet bundesweite Weihnachtsaktion der katholischen Kirche am 1. Advent im Bistum Augsburg
„Glaube ist die Grundvoraussetzung, damit eine gute Zukunft für alle Menschen in der Einen Welt möglich wird.“ Davon zeigt sich Bischof Dr. Bertram Meier von Augsburg bei der Pressekonferenz anlässlich der Eröffnung der bundesweiten Adveniat-Weihnachtaktion der katholischen Kirche überzeugt. Auftakt der Spendenaktion zugunsten der Menschen in Lateinamerika und der Karibik wird der feierliche Gottesdienst am Sonntag, 1. Dezember 2024, um 10:30 Uhr in der Kirche Maria unterm Kreuz in Königsbrunn im Bistum Augsburg sein. Unter dem Motto „Glaubt an uns – bis wir es tun!“ hat Adveniat die Jugend in Lateinamerika in den Mittelpunkt der diesjährigen Weihnachtsaktion gestellt. Damit gibt das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche mit seinen Partnerinnen und Partnern der Hoffnung, die Papst Franziskus auf die Jugend setzt, Gesicht und Stimme, Hand und Fuß: „Ohne euch, liebe Jugendliche, gibt es keine Chance für einen Neuanfang. Und um aufzustehen, braucht die Welt eure Kraft, eure Begeisterung und eure Leidenschaft“, zitiert Bischof Meier den Papst.
Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz gilt Bischof Meier als „Außenminister“ der katholischen Kirche in Deutschland. „Wir sind als katholische Kirche stets solidarisch Weltkirche“, betont Bischof Meier dementsprechend. Das komme in der eindrücklichen Arbeit der Hilfswerke mit den Partnerinnen und Partnern im Globalen Süden am deutlichsten zum Ausdruck. „Deshalb freue ich mich sehr, dass das Bistum Augsburg die bundesweite Adveniat-Weihnachtsaktion der katholischen Kirche in diesem Jahr eröffnen darf.“ Die Spenden am 24. und 25. Dezember in allen Gottesdiensten der katholischen Kirche in Deutschland kommen dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat und damit den armen Menschen in Lateinamerika und der Karibik zugute.
Aus erster Hand berichtet die Theologin Ulrike Purrer in den nächsten Tagen in Augsburg und Umgebung über die Situation der Jugendlichen in Kolumbien. Sie ging einst in Königsbrunn zur Schule ging und leitet seit zwölf Jahren in der kolumbianischen Stadt Tumaco das Jugendzentrum „Centro Afro“. „Der Landkreis Tumaco war jahrelang der Hotspot der Gewalt, hat fast alle Negativstatistiken des bewaffneten Konflikts in Kolumbien angeführt, von Ermordeten und Verschwundenen über Tote und Verletzte durch Anti-Personenminen bis hin zu Vertreibungen ganzer Dorfgemeinschaften.“ In diesem von Korruption und Gewalt geprägten Kontext sei das vom Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat unterstützte Jugendzentrum ein alltagspraktischer Lernort für transparente Strukturen und demokratische Teilhabe. „Das Centro Afro ist für die Jugendlichen ein Ort der physischen, aber auch emotionalen Sicherheit, mit verlässlichen Strukturen und ganz viel Platz für kreative Prozesse“, so Ulrike Purrer. Entscheidend für die Arbeit sei die Perspektive und Initiative der Jugendlichen selbst. Ulrike Purrer betont: „Wir machen keine Angebote für die Kids, sondern entwickeln sie mit ihnen zusammen – ausgehend von ihren eigenen Bedürfnissen, Interessen und Ressourcen.“
Einer der Jugendlichen, der das Jugendzentrum als Oase des Friedens und der Selbstermächtigung seit Jahren selbst erlebt, ist Edwin Narvaéz: „Der Alltag in Tumaco ist für uns junge Menschen sehr hart, weil wir ständiger Gewalt ausgesetzt sind.“ Die Mehrheit der jungen Menschen schließe sich den bewaffneten Gruppen an, weil sie nirgendwo arbeiten könnten und ihnen keine Chance auf eine Anstellung gegeben werde. Bewegend berichtete Edwin Narvaéz, wie sein Freund Andrés bei einem Schusswechsel ermordet wurde. Die Jugendlichen in Tumaco brauchen Menschen wie Ulrike Purrer, die an sie glauben, damit sie von sich selbst überzeugt, ihr Leben und das der Gesellschaft in die Hand nehmen. „Dank der Gespräche und Aktivitäten im Centro Afro habe ich gelernt, positiv zu denken und zu verstehen, dass wir jungen Menschen nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart des Landes sind.“ Nach seiner Ausbildung zum Sozialarbeiter, will Edwin Narvaéz „all die Rechte verteidigen, die in Tumaco verletzt werden. Und ich möchte Arbeitsmöglichkeiten für die jungen Menschen schaffen“.
Lateinamerika ist im Unterschied zu Europa immer noch ein junger Kontinent. Für Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier ist damit auch klar, dass die Jugend in den Mittelpunkt der Arbeit des Lateinamerika-Hilfswerks gehört. „Jugendliche, die ermordet werden, Jugendliche, die geliebte Freundinnen und Freunde verlieren, Jugendliche, denen Schul- und Berufsbildung, Lebensmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven verweigert werden – das ist die bittere Realität, der so viele Jugendliche in Lateinamerika ausgesetzt sind.“ Diese Wirklichkeit stehe in krassem Widerspruch zur Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Darin haben die insgesamt 196 Unterzeichnerstaaten zugesagt, Kinder und Jugendliche vor Gewaltanwendung, Misshandlung und Verwahrlosung sowie vor wirtschaftlicher Ausbeutung und sexuellem Missbrauch zu schützen. „Als Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat fordern wir gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern in Lateinamerika und der Karibik die Regierungen auf, ihrer Verantwortung dafür auch wirklich gerecht zu werden“, so Pater Maier.
In Jugendzentren, mit Aus- und Weiterbildungsprogrammen sowie Stipendien für den Berufseinstieg biete Adveniat mit seinen Partnerorganisationen der Jugend in Lateinamerika und der Karibik Perspektiven für die Zukunft. „Das zeigt: wir fordern nicht nur, sondern wir handeln – und das seit Jahrzehnten“ stellt Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Maier fest. Um diese Arbeit leisten zu können, sei Adveniat auf die Menschen in Deutschland angewiesen, die mit ihrer großzügigen Spende die Arbeit mit den Jugendlichen und den Menschen in Lateinamerika fördern. „Wir feiern an Weihnachten, dass Gott Mensch wird in einem neugeborenen Kind, von der Gesellschaft, den Nachbarn verstoßen in einem Stall. Wir feiern damit an Weihnachten auch, dass Gott Mensch wird in den Jugendlichen Lateinamerikas, in den Jugendlichen, die unter Gewalt leiden, in den Jugendlichen, die ihre geliebten Freundinnen und Freunde verlieren, in den Jugendlichen, denen Schul- und Berufsausbildung verweigert wird, in den Jugendlichen, die von einer besseren Zukunft träumen.“ Diese Weihnachtsbotschaft lädt zur Solidarität mit den Jugendlichen Lateinamerikas ein.