Der 75. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes bedeutet auch 75 Jahre Privatschulfreiheit. Dass Privatschulen ein entscheidender Teil des pluralen Schulsystems sind, spiegelt sich auch in den aktuellen Schülerzahlen wider. Dennoch sehen sich viele freie Träger mit zahlreichen Hürden konfrontiert, die ihre Privatschulfreiheit einschränken. Der Verband Deutscher Privatschulverbände e.V. (VDP) hat im Rahmen einer „Leipziger Erklärung“ sechs Forderungen an die Politik in Bund und Ländern aufgestellt, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen und dazu aufgefordert, der Privatschulfreiheit entgegenstehende Vorgaben abzubauen.
Vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz verabschiedet und damit auch die Privatschulfreiheit gesetzlich verankert. „Für uns ein bedeutendes Jubiläum“, so Klaus Vogt, Präsident des VDP. „Die im Grundgesetz verankerte Privatschulfreiheit ist Ausdruck der verfassungsrechtlich gewollten Vielfalt von Erziehung und Bildung. Das Grundgesetz sieht ein zweigliedriges Schulsystem aus staatlichen und privaten Schulen vor. Das bedeutet, dass in Deutschland jeder das Recht hat, eine Privatschule zu gründen, um zum Beispiel eigene pädagogische Konzepte zu verwirklichen“, erläutert Vogt. „Privatschulen erfüllen gleichwertig den öffentlichen Bildungsauftrag und leisten einen unverzichtbaren Beitrag für das gesamte Bildungssystem.“ Das bestätigen auch die statistischen Daten. In Deutschland befinden sich 14 Prozent aller Schulen in freier Trägerschaft, etwa eine Million SchülerInnen besuchen eine Privatschule. Ihre Beliebtheit ist seit Jahren gleichbleibend hoch. Die Gründe dafür sind vielfältig.
„Die Privatschulfreiheit ermöglichte bereits in der Vergangenheit die Entwicklung zahlreicher Konzepte, die auch auf das staatliche Schulwesen Einfluss hatten, wie zum Beispiel das Konzept der Ganztagsschule, Fremdsprachenunterricht an Grundschulen und individuelle Fördermodelle. Auch im Bereich der Digitalisierung sind Privatschulen Vorreiter und entwickeln neue Methoden zur digitalen Bildung und zum Umgang mit KI an Schulen. Wegen dieser Innovationskraft und der modernen Lernkonzepte sind sie für viele Eltern eine entscheidende Alternative zu staatlichen Schulen“, erklärt Klaus Vogt.
„Trotz dieser wichtigen Bedeutung stellen wir fest, dass Privatschulen durch wachsende Vorgaben und Bürokratie zunehmend eingeschränkt werden. Außerdem sind viele Finanzierungsmodelle in den einzelnen Bundesländern nicht mehr zeitgemäß, da sie inflationäre Entwicklungen sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen nicht einbeziehen“, berichtet Vogt. Deshalb hat sich der VDP anlässlich des 75-jährigen Jubiläums mit einer „Leipziger Erklärung“an politische Entscheidungsträger gewandt, um sowohl auf die Bedeutung der Privatschulen als auch auf die zunehmenden Hürden aufmerksam zu machen.