Aachen/Essen, 4. Oktober 2023. Noch dringlicher als in seiner bahnbrechenden Enzyklika “Laudato sí” vor acht Jahren fordert Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben “Laudate Deum” ein Umsteuern in der internationalen Klimapolitik. Dabei setzt er auf einen neuen Multilateralismus, der am Weltgemeinwohl ausgerichtet ist. Die kirchlichen Werke Misereor und Adveniat bewerten das Schreiben als einen wichtigen Appell an die deutsche und die internationale Politik zum richtigen Zeitpunkt. „Papst Franziskus setzt mit seinem apostolischen Schreiben wachsenden populistischen Stimmen und Leugnern des menschengemachten Klimawandel ein bedeutendes Statement entgegen. Die klima- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen sind bei weitem nicht ausreichend, um der Erderhitzung durchgreifende Veränderungen entgegenzusetzen“, so die Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier, Adveniat und Pirmin Spiegel, Misereor.
In seinem Apostolischen Lehrschreiben Laudate Deum macht Papst Franziskus noch einmal auf die weltweite klimatische Krise aufmerksam, so wie schon in seinen Enzykliken Laudato sí (2015) und Fratelli Tutti (2020). Leider sei die politisch-praktische Umsetzung kaum vorangekommen. Der „alte Multilateralismus“ (LD 37) und die „alte Diplomatie“ (LD 41) seien unfähig gewesen, in und nach der komplexen Covid-19- Krise Strategien der Koordination und Umsetzung der Menschenrechte zu finden, die einst als Dämme zum Schutz der Armen und Ausgebeuteten erstritten wurden. Die „Logik des größten Gewinns durch den kleinsten Aufwand, im Gewand der Rationalität, des Fortschritts und illusorischer Versprechen falscher Propheten“ (LD 31) bedrohe aufs Neue die gesamte Menschheit, so der Papst in seinem Schreiben.
Zentral erneuert Franziskus seine Kritik an dem technokratischen Paradigma und an einem Wirtschaftsmodell, das auf einem ungebremsten Wachstum aufbaue. Er spricht sich für einen neuen “Multilateralismus von unten” aus, der von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gruppierungen und nicht von mächtigen Eliten bestimmt ist. Franziskus stellt an die Machthaber der Welt die Frage: „Wozu wollt ihr heute eine Macht aufrechterhalten, die in der Erinnerung fortlebt wegen ihrer Unfähigkeit einzugreifen, wann immer es dringend und notwendig war“ (LD 60)? Dabei drängt der Papst auf ein schnelles Handeln, da die Kosten der vorauszusehenden Schäden um eine vielfaches höher seien als die Kosten eines entschiedenen Handelns jetzt.
„Laudate Deum“ wichtige Unterstützung im Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit
Auch wenn Papst Franziskus eine eher kritische Bilanz zu den bisherigen Weltklimagipfeln zieht, setzt er trotzdem Hoffnung in die COP 28 in Dubai. Die effektivsten Lösungen würden sich nicht nur aus den individuellen Anstrengungen ergeben, sondern aus den umfassenden Entscheidungen der nationalen und internationalen Politik, so der Papst im letzten Kapitel seines Schreibens wendet sich Papst Franziskus an Christinnen und Christen. Sie fänden in der Heiligen Schrift Imperative und Inspirationen, sich für das Leben aller Menschen und der Welt als Schöpfung Gottes, besonders aber für sozial Benachteiligte, gemeinschaftlich und individuell einzusetzen. Die Hoffnung auf den Neuen Himmel und die Neue Erde würden nicht erst für morgen gelten. „Wir hoffen, dass das Schreiben des Papstes auch innerhalb der Kirche ein erneuter Weckruf für weiteres institutionelles und persönliches Engagement beim Klimaschutz ist“, so Pirmin Spiegel und Martin Maier.
Beide bekräftigen: „In unserem Einstehen für eine bessere Welt und in unserem Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit, die vom Klimawandel noch verstärkt werden, sehen wir das Schreiben von Papst Franziskus als eine wichtige Unterstützung. Denn nur wenn wir unsere Klima- und Wirtschaftspolitik und unsere Lebensweise jetzt grundlegend ändern und sie nach Prinzipien der Gerechtigkeit und der Solidarität ausrichten, kann weltweit vielen Menschen Leid erspart werden“.
Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten 1.500 Projekte mit rund 32 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.
Hier finden Sie das Apostolische Schreiben des Papstes in Deutscher Sprache: Dokument179.30 KB