Europa sucht nach Wegen, sich von russischen Gas- und Erdölimporten unabhängig zu machen. Langfristig soll die Wirtschaft von fossilen, klimaschädlichen Energie-trägern auf Wasserstoff umgestellt werden. Für beides wäre Afrika der natürliche Partner. Aber es gibt Hindernisse.
Afrika ist reich an fast allen Rohstoffen, auch an Erdgas, das Europa dringend braucht. Die bisher bekannten Erdgasreserven in Afrika machen etwa 7% der weltweiten Kapazitäten aus. Es werden aber ständig neue Lager entdeckt.
Fast die Hälfte aller afrikanischen Länder hat bedeutende Erdgasvorkommen. Die größten davon sind: (in Millionen m³ /Kubikmetern)
Algerien 4,5; Senegal 3,4; Mosambik 2,8; Ägypten 2,2; Tansania 1,6. Libyen, Angola, die Republik Kongo und Kamerun haben ebenfalls beachtliche Vorkommen. Auch an der westafrikanischen Küste in Mauretanien, Gambia und Guinea wurden neue Lagerstätten entdeckt. Die meisten dieser Länder verfügen auch über die größten Erdölreserven.
Experten erwarten, dass sich die Förderung von Erdgas in den nächsten 15 Jahren verdoppeln wird. Dass die EU-Erdgasförderung paradoxerweise als „nachhaltig“ und damit als förderungswürdig eingestuft hat, könnte für Investoren ein weiterer Anreiz sein, in Erdgasförderung zu investieren.
ZU WENIG PIPELINES
Um Erdgas aus Afrika nach Europa zu transportieren, wurden bisher zwei Pipelines gebaut: Die Transmed ist eine etwa 2500 Kilometer lange Pipeline-Trasse, durch die Erdgas von Algerien über Tunesien durch das Mittelmeer nach Sizilien und hinauf bis in den Norden von Italien geliefert wird. Seit 2012 fließen etwa 33 Mrd.m² jährlich nach Europa. Die Transmed wird ab 2027 mit voller Kapazität operieren. Die Maghreb-Europa Pipeline bringt Gas aus Algerien über Marokko nach Spanien. Wegen des Streits über die Annektierung der Westsahara ist sie seit Ende 2021 gesperrt.
Es gibt mehrere Projekte neuer Pipelines, Seit Jahren wird über den Bau einer 4000 km langen Trans-Sahara-Gaspipeline von Nigeria nach Algerien diskutiert. Kürzlich haben sich Nigeria, Niger und Algerien über den Bau geeinigt. Eine geplante Pipeline von Algerien über Sardinien nach Italien wurde nie gebaut. Auch eine Pipeline von Malta nach Italien war geplant, wurde aber nicht verwirklicht.
Investoren schrecken vom Bau von Pipelines in Afrika vor allem wegen der politischen Unsicherheit in den beteiligten Ländern zurück. In Sahel-Ländern sind immer mehr islamistische Terrorgruppen aktiv und verhindern wirtschaftliche Aktivitäten. Der französische Energiekonzern Total musste wegen terroristischer Angriffe temporär ein Projekt in Nord-Mosambik einstellen.
FLÜSSIGGAS ALS ALTERNATIVE
Als Alternative zum Bau von kostenintensiven und gefährdeten Pipelines wird die Produktion und der Transport von Flüssiggas (LNG) attraktiver. Eine Reihe afrikanischer Länder exportieren bereits ihr Erdgas mit speziellen Tankern in Form von Flüssiggas.
Die Hauptexporteure sind Nigeria und Algerien, aber auch Angola, Äquatorial Guinea, Ägypten und Kamerun. Die anhaltend hohen Energiepreise machen es für Regierungen und Unternehmen attraktiv, in weitere Anlagen zu investieren. Dazu müssen aber auch die europäischen Länder ihre Terminals ausbauen. In Deutschland ist das ersten Terminal erst in Planung.
Neue Techniken machen den Transport von LNG-Gas noch attraktiver. Ein von Südkorea gebauter Tanker, eine Art schwimmende Flüssiggas-Anlage, kann das Erdgas vor Ort verflüssigen und dann weitertransportieren. Es soll in Mosambik zum Einsatz kommen. Andere Spezialschiffe können Flüssiggas im LNG-Terminal wieder in Gas umwandeln.
UMWELTPROBLEME
Obwohl weniger schädlich als Erdöl, produziert auch die Verbrennung von Erdgas große Mengen von CO². Umweltschützer protestieren gegen den massiven Ausbau der Erdgasgewinnung mit dem Argument, man solle besser direkt in umweltfreundliche Energieträger wie Wasserstoff investieren. Dafür bietet Afrika mit einer hohen Sonneneinstrahlung fast unbegrenzte Möglichkeiten. In Namibia und anderen Ländern sind Projekte zur Produktion von Wasserstoff geplant oder schon im Bau. (Quelle: Netzwerk Afrika Deutschland)